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Die Details sind gut zu erkennen. Es
ist ein Set mit 4 Farben: Herz (heute
Rose), Laubblatt (heute Schilten),
Schellen, Eichel. Die Herz-6 (zweit-
höchster Stecher) bedeutet: Hier ist Herz Trumpf. Der
Altar ist ein religiöser Ort. Wohl deshalb wird auf dem
Altarbild die religiös-relevante höchste Karte dargestellt,
die Karte genannt „Papst“. Der Trumpf-Bauer wird durch
den auferstandenen Christus dargestellt. Die Herz-3
(nicht die Trumpf-Sau) ist der nächste dargestellte
Trumpf. Die Laubblatt-7 ist die höchste Stupfkarte, falls
Laub Trumpf ist. Stupf kann nur durch höheren Stecher
genommen werden. Die Schelle-5 ist, falls Trumpf, der
niedrigste Trumpf-Stecher, aber noch eine Position höher
als die Mugg, der niederste Kaiser. Was der
Hund, der hinter der Eichel und der verdeckten
Karte versteckt ist für eine Bewandtnis hat, ist
interessant. Tiere finden sich normalerweise in
Kaiserkarten nicht abgebildet, jedoch in anderen
Kartenspielen. Von 1430 ist das Stuttgarter
Kartenspiel erhalten, das systematisch mit
Tiersymbolen und -Bildern arbeitet; etwa als
Vierfarbenspiel, getrennt in Damen- (Hirsch,
Hund) und Herrenkarten (Ente, Falke bzw. Sperber).
Deutung à la Flow
Es geht den Soldaten hier um viel Geld. Es liegen 9
Goldmünzen und 17 andere Münzen herum. Es wird also
um reale Werte gespielt, um das Geld der Welt. Aber
Christus der Trumpf-Bauer siegt durch die Kraft der
Vitalität, durch die Kraft der Auferstehung. Diese Kraft
befähigt ihn, aus jedem Seinszustand zum Leben zu
erwachen. Die Osterbotschaft lautet: Seine auferstehen-
de Kraft ist stärker als Geld, Macht und Waffen, stärker
als Trumpf und Stecher. Christus ist der „leuchtende
Stecher aller Stecher“ und aller Trümpfe. Meister sogar
über den Tod. Die Landsknechte, welche ja durch ihre
Hochauflösende Photographie freundlicher Weise zur Verfügung gestellt durch die Stuttgarter Staatsgalerie (2017)
in deren Besitz sich der Herrenberger-Altar befindet. Das Bild stammt aus dem Ost-Flügel des Altars.
Die Details der Kaiser-Karten sind hier sehr gut sichtbar.
>> vgl. alte Innerschweizer Original-Karten aus der Zeit um 1510.
Wiemann: Erklärung der Bedeutungen der einzelnen Bildelemente >> (hohe Auflösung pdf >> niedere Auflösung pdf)
(zur Verfügung gestellt durch Staatsgalerie Stuttgart 2017)
Oster-Auferstehung & Kaisern
Waffen töten müssen, spielen das Spiel der höheren
Stecher - sie spielen das Kaisern (Karnöffeln), welches die
Machtpositionen verkehrt. In diesem Spiel können sie in
symbolischer Weise sogar die Könige, in deren Dienst sie
stehen, bodigen. In diesem Oster-Augenblick erfahren sie
jedoch, dass es einen noch höheren Stecher als alle Ste-
cher gibt. Dieses erfahrene Ereignis bringt ihre Waffen, ihre
Kraft und ihr Kartenspiel durcheinander. Das alles ist aber
nur möglich auf der Basis einer kohärenten und
konsquenten Listkunde (s. pdf im Kasten).
Ratgeb‘s Anspielungen
Der Maler Ratgeb (um 1480-1526) muss dieses Kaiserspiel
mit grossem Genuss gemalt haben. Einerseits wegen der
religiösen Interpretation, und anderseits zur
Freude der „gemeinen Leute“, weil diese in
der Kirche nun auch ihr oft verbotenes Spiel
wiederfinden, und somit ihr Spiel auch eine Art
offizieller Anerkennung - wenn auch durch
Hintertüren - fand. Bedenken wir auch, dass
dieses Bild zwei Jahre nach Luthers Thesen-
Anschlag gemalt wurde. Da lag wohl was in
der Luft im Kampf gegen das Ablass-Geld.
Jerg Ratgeb wohnte auch in Heilbronn, war aber dort
Hintersasse, d.h. konnte kein Bürgerrecht erwerben. Er
konnte auch seine damalige Frau, mit der er Kinder hatte,
nicht aus der Leibeigenschaft des Herzogs Ulrich freikaufen.
Jerg Ratgeb war Umsturz-Denken nicht abgeneigt. Er war
loyal zum Herzog Ulrich, der zum Misslieben der
Kaiserlichen und Adligen den aufständischen Bauern
zugeneigt war. Der Herzog (1487-1550) selber war sei-
nerseits aber ein krasser Ausbeuter. und wurde von den
Kaiserlichen vertrieben. Später wollte er seinen Besitz zu-
rückerobern, im Einvernehmen mit den Bauern. Ratgeb
unterstützte ihn dabei. Ratgeb wurde in diesem Bauernkrieg
„wegen Hochverrats“ (weil er loyal zum rebellischen Herzog
und zu den Bauern war) durch die Adligen verurteilt und
1526 in Pforzheim durch vier Pferde zerrissen. (>Details
dazu oder >pdf)
Detail aus dem Herrenberger- Altar vom Maler Jerg Ratgeb, 1519
Ratgeb liess sich bei
seinem Altarbild vom
Altarbild leiten, das 1415
von Meister Grünewald
(Maler und Grafiker) in
Isenheim gemalt worden
war. Matthias Grünewald
lebte von 1475/1480 bis
1528
(>Gesamtbild)